Gesang zwischen Clubkultur und Provinz – Caroline Schnitzer dreht ein alt(backen)es Genre auf links
Shownotes
In dieser Episode treffe ich die Sängerin Caroline Schnitzer, die mit radikalem Spieltrieb und einem geschärften Blick für gesellschaftliche Relevanz zeigt, wie vielseitig Operette im 21. Jahrhundert sein kann. Aus einem spontanen studentischen Experiment auf einem Technofestival entwickelte sich das Berliner Kollektiv tutti d’amore – ein Zusammenschluss junger Künstler*innen, die Operette an Orte bringen, an denen niemand mit Musiktheater rechnet.
Wir sprechen darüber, wie man ein scheinbar angestaubtes Genre in eine lebendige, zeitgenössische Kunstform verwandelt: roh, nahbar, politisch und voller Humor. Caro erzählt von Tourbus-Erlebnissen zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt, von Performances auf Marktplätzen, in Autowerkstätten und an Orten, die kulturell längst verwaist schienen. Und sie erklärt, warum gerade dort außergewöhnliche Begegnungen stattfinden können.
Außerdem geht es um Caros vielfältigen Berufsalltag: freie Projekte, Musikvermittlung, neue Formate und die Frage, wie man als freischaffende Sängerin zwischen künstlerischem Anspruch und ökonomischer Realität navigiert – ohne die eigene Lebendigkeit zu verlieren.
Das erfährst du in dieser Folge: • Wie Operette klingt, wenn man sie entkernt, politisiert und neu zusammensetzt • Warum Publikumsnähe ein künstlerischer Gamechanger sein kann • Wie ein studentisches Experiment zu einem festen Kollektiv wurde • Was passiert, wenn man Musiktheater in Provinz-Orte bringt, die lange kulturell unterversorgt waren • Welche Freiheiten freischaffendes Arbeiten ermöglicht – und welche Herausforderungen dazugehören • Wie Caroline mit Experimentierlust und Neugier neue Konzertformate entwickelt • Warum gesellschaftliches Engagement für sie ein wesentlicher Teil ihres künstlerischen Selbstverständnisses ist
EPISODEN LINKS:
Das Konzert, von dem in der Folge die Rede ist:
Stille #3 So., 23. November 2025 17:00 – 18:00 Böcklinstraße 7-8, 10245 Berlin Katholische Kirche Heilige Dreifaltigkeit
ALLE INTAKT LINKS:
NEWSLETTER: Melde dich zu meinem Newsletter an – das ist sozusagen meine private Social media Plattform ;-)
MINI-E-BOOK: 66 Business & Life-Impulse
BLOG: Hier schreibe ich für alle, die mehr Spiel und weniger Tretmmühle wollen **
Schreib mir, was du hören willst! Hast du Themenwünsche oder Fragen? Schicke mir eine E-Mail an office@intakt-coaching.de – Ich freue mich auf deine Nachricht!
Transkript anzeigen
00:00:00: Studio Intakt,
00:00:02: der Business
00:00:02: und Live-Podcast für Profimusiker mit Kirsten Peters.
00:00:06: Inspirierende Tipps und Impulse rund um dein Selbstmanagement und deine Persönlichkeit
00:00:11: entwickeln.
00:00:14: Mir persönlich war das Genre Operette ja immer etwas suspekt.
00:00:18: Steht sie ja für seichte Unterhaltung und angestaubten Humor.
00:00:22: Deswegen habe ich mich eigentlich auch nie wirklich dafür interessiert.
00:00:25: bis ich Karoline Schnitzer traf, Metzelsopranistin aus Berlin.
00:00:30: Sie hat mir gezeigt, wie man diese unzeitgemäße Kunstform zerlegen, durchkneten, schütteln und pikant crossservieren kann und ihm so einen wilden und echten Geschmack verpasst.
00:00:41: Aus einem studentischen Experiment auf einem Techno-Festival nämlich entstand das Berliner Kollektiv für zeitgenössische Operette Tutida More, dessen Kopf und künstlerische Leitung aus Caroline und drei Mitstreiterinnen besteht.
00:00:57: Auf der Suche nach dem Deutsche Wieter und nach unüblichen Orten, wo sie ihre Musik einem heterogenen Publikum zugänglich machen können, waren sie mit ihrem Operettenmobil unterwegs in Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
00:01:10: Was sie auf diesen Reisen erlebt haben, erzählt Caro in dieser Folge.
00:01:14: Und außerdem erfahren wir, was Caro als freischaffende Sängerin in diesen turbulenten Zeiten außerdem noch auf die Beine oder besser gesagt auf die Bühne stellt.
00:01:23: Spannende Projekte mit Botschaft, die zeigen, wie vielfältig und individuell die Karriere einer Sängerin sein kann.
00:01:29: Liebe Caro, schön, dass du da bist.
00:01:32: Freu mich auch sehr.
00:01:34: Wir stürzen Kopf über ins Getümmel, ins Podcast Getümmel, mit meiner ersten Frage.
00:01:39: Hast du in Brandenburg und Sachsen-Anhalt das Deutsche Wieter gefunden?
00:01:47: Ja, auf eine Art und Weise schon, würde ich sagen.
00:01:51: Das war auf jeden Fall die Erkenntnis, dass die deutsche Vita überall zu finden ist.
00:01:57: Das wollen wir jetzt ja mal ein bisschen aufklären.
00:01:59: Das süße Leben.
00:02:02: Am Ende des Studiums, das war hier an der Hans-Eisler Musikhochschule, da hast du gesagt, studiert, da hast du mit ein paar Freunden auf einem Technofestival.
00:02:12: ein Experiment gewagt, ein ganz spannendes, nämlich eine Kurzoperette aufgeführt.
00:02:18: Was ist denn da passiert?
00:02:20: Ja, das war eigentlich total schön.
00:02:23: Anna, Ludwig, Ferdy und ich kannten uns eben aus dem Studium von der Hans Eisler und sind dort auf diesem Festival gelandet und durften dort erleben, wie die Reaktionen auf klassische Musik Tatsächlich sind im Rahmen einer so riesigen Spielwiese, wo es ja sämtliche Möglichkeiten gibt, sich auszutoben und haben doch, würde ich sagen, relativ unerwartet festgestellt.
00:02:58: Da bleiben Menschen liebend gerne stehen und sind richtiggehend berührt und auch fasziniert von Liveinstrumenten, Livegesang, Performance und Ich glaube für uns alle ist da so ein bisschen das Licht aufgegangen, dass es neben dem, würde ich sagen, jetzt für uns schon sehr typischen Klassikpublikum sehr viel Menschen gibt, die eigentlich für die Klassik und gerade auch fürs Musiktheater zu begeistern wären und sind damit so da weggefahren und waren in dem Rahmen aber auch tatsächlich noch gar nicht selber wirklich jetzt die Initiatoren waren aber alle irgendwie auch Mitte zwanzig und mitten im Studium und wussten, dass jetzt irgendwie die großen Partien kommen und irgendwie die Met anruft, ist wahrscheinlich noch relativ unwahrscheinlich und hatten aber alle irgendwie sehr große Lust, auch was zu machen.
00:04:02: Und haben durch diese Erfahrung auf dem Technofeste will, glaube ich, den Erkenntnis gewinnt.
00:04:09: gehabt, dann lass uns doch einfach was machen.
00:04:12: Fangen wir noch mal am Anfang an.
00:04:14: Wie kam es denn überhaupt dazu, dass ihr das gemacht habt?
00:04:16: Und wie sah das dann aus?
00:04:17: Wie können wir uns das vorstellen?
00:04:18: Welche Kurzoperator war es denn?
00:04:20: Also es ging am Anfang los.
00:04:23: Da waren wir zu einem Kammerorchester eingeladen und haben eine Strichfassung von Barbier di Sevilla quasi in diesem Rahmen gemacht.
00:04:31: Und wie der Zufall ist so... Will manchmal ging aber diese Ära ein bisschen zu Ende und im nächsten Sommer fuhren wir dorthin mit einer kleinen Stückentwicklung.
00:04:44: Und da kristallisierte sich langsam schon ein bisschen raus, dass Operette irgendwie ein Stoff ist, der uns interessiert.
00:04:52: Und wir hatten auch... irgendwie Lust auf diese Produktionsaufgaben im Hintergrund, irgendwie zu sagen, okay, wir organisieren wir uns da.
00:05:00: Und es ist am Anfang ein bisschen aus dem Zufall heraus entstanden und war auch gar nicht geplant, dass das so was Langfristiges wird.
00:05:09: Und dann haben wir uns in diesem Zuge, weil wir dann aber gemerkt haben, auch ja, so eine Stückentwicklung, das ist irgendwie sweet in diesem Rahmen, aber wir hätten irgendwie Lust auch nochmal irgendwie so was richtig Eigenes anzugehen, nachdem wir dann so ein Jahr das zusammen... schon ein bisschen auch aus Jux und Tolerei und irgendwie Lust den Sommer miteinander zu verbringen, entschieden, dann lass uns doch einfach noch mal gucken, was es in der Berlinszene irgendwie so möglich und wo gibt es vielleicht irgendwie einen Rahmen für uns irgendwie auch aufzutreten.
00:05:40: Und da ist dann Tutti Amore schon quasi geboren.
00:05:43: Und dann, genau, wurde sozusagen mit diesem Schritt, dass wir uns irgendwie entschieden haben, okay, neben Jux und Tollerei, scheinen das irgendwie wirklich Leute zu erreichen und wir scheinen weiter Spaß daran zu haben, müssen wir uns jetzt vielleicht auch mal einen Namen überlegen.
00:06:00: Und wir hatten so einen kleinen Übergangsnamen, der mittlerweile nicht mehr erwähnt wird.
00:06:07: Und genau, haben uns dann schon auch noch mal hingesetzt und uns gefragt, was wollen wir denn eigentlich irgendwie auch machen?
00:06:14: Und was können wir irgendwie auch mit den Rahmenbedingungen, die wir haben, leisten?
00:06:19: Wir werden jetzt nicht die Traviata aufführen können in diesem Umfang.
00:06:24: Und so kamen wir dann ein bisschen zur Operette.
00:06:27: dass wir einfach gesagt haben, oh, es gibt doch von Offenbach.
00:06:31: Ich hatte das durch meine Lehrerin Renate Faltin, ist großer Offenbach-Fan gewesen, wusste ich, da gibt es irgendwie so kleinere Stückchen und Anna macht ja auch eine sehr humorvolle Regie und wir hatten Lust, irgendwas zu machen, was auch irgendwie gesellschaftspolitisch relevant ist, was in der Operette sozusagen ja einfach vorhanden ist.
00:06:55: Und ... Dann haben wir eben das gräuliche Festmal oder Häukling-Abendwind von Offenbach ausgegraben und mit einer Mini-Förderung von Hans Eisler Förderverein damals und vor allem viel Lust, Laune und Engagement diese Operette sozusagen ausgegraben und gesagt, das machen wir jetzt, haben das angepasst auf sozusagen die Gentrifizierung, die ja viel in der Clubszene passiert und haben bei einem Freund im Wedding im Innenhof eine interne Generalprobe gespielt und dann im Sisyphus eine Premiere.
00:07:37: Und plötzlich standen vierhundertfünfzig Leute vor der Tür.
00:07:43: Tutti da Moore hat Operetta gespielt.
00:07:45: Okay,
00:07:45: und das war im Sisyphus auch ein Festival?
00:07:48: Das war im Rahmen des Puffs.
00:07:51: Performing Arts Festival sozusagen, die hatten uns dann zusätzlich unterstützt.
00:07:56: Also das war für uns erstens ein Rahmen, in dem wir dann sozusagen wussten, da haben wir Kooperationspartner, die uns irgendwie nochmal mehr auch vielleicht an Reichweite für dieses Netzwerk sozusagen bieten.
00:08:10: Gleichzeitig war da jetzt aber auch nicht viel Budget oder so da und wir hatten aber Lust auf einen Ort, der sozusagen uns auch direkt Kulissen bildt.
00:08:19: mitbringt.
00:08:20: und man fragt sich natürlich auch, wie kriegt man irgendwie ein Publikum, das wir erreichen wollen?
00:08:27: und daher war für uns klar, wir gehen an einen Ort, wo wir dieses Publikum finden.
00:08:32: Und wie war das dann?
00:08:33: Wie fühlte sich das an?
00:08:34: Das fühlt sich ja wahrscheinlich dann beim Perform auch komplett anders an, oder?
00:08:38: Ja, also es war natürlich was total aufregend für uns sowieso, weil man ja auch merkt, okay, wir investieren jetzt hier, man macht irgendwie Werbung, man hat ja dann auch zum Beispiel auch für so ein Veranstaltungsort Konditionen, mit denen man erstmal was reingibt, wo man am Anfang auch nicht weiß, kriegen wir das jemals wieder raus.
00:09:01: Wir konnten auch damals zu keine Gagenzahlen, also alle, die irgendwie dabei waren in diesem Rahmen, haben das eigentlich auch gemacht, weil sie für die Philosophie sozusagen oder für die Idee gelebt haben.
00:09:16: Und dann an dem Abend, was total aufregend, weil erstens das Stück total verzögert losging, wenn jemand damit gerechnet hat, dass so viele Leute kommen.
00:09:27: Dann ist es natürlich auch ein anderes Publikum, dass man jetzt erstmal so klassisch gewohnt ist, hinsichtlich.
00:09:31: Also es ist nicht immer ruhig.
00:09:33: Es ist viel Bewegung drin.
00:09:36: Man spielt nicht im geschlossenen Raum, sondern Open Air.
00:09:40: Man hat keine klassische Bestuhlung.
00:09:42: Wenkt das ab eigentlich?
00:09:44: Oder es wart ihr damit beschäftigt in dem Moment?
00:09:46: Ich würde sagen, man ist dann manchmal schon auch kurz damit beschäftigt.
00:09:50: Aber ich glaube genau um diese Nahbarkeit.
00:09:55: gings uns auch ganz arg, irgendwo auch zu sagen, auch mit den PerformerInnen macht das was, wenn Leute einfach nicht zehn Meter weiter weg sitzen und ich sende und sende und sende und bin mir irgendwie unsicher, oder ich seh die gar nicht aufgrund von Licht, wie die stehen direkt neben mir oder ich muss mich durch die Durchmühlen.
00:10:18: Es ist natürlich herausfordernd, weil ich sage mal so, das sind schon auch damals sehr starke Offroad-Produktion gewesen.
00:10:26: Also da war nichts großartig mit Verstärkung.
00:10:31: Wir haben von Anfang an sehr stark ohne Dirigent oder Dirigentin gearbeitet, haben jetzt auch nicht aus riesigen Partituren gespielt, sondern unserem Klavierauszug bedient.
00:10:42: Ja, also das war schon ein bisschen Offroad, aber sehr lebendig dadurch.
00:10:50: Ja, wer gehört denn zu dem Kollektiv?
00:10:54: Wie ihr euch gefunden habt, hast ja schon gesagt, ihr Hochschul, aber wer ist denn jetzt so dabei gerade, dass man sich mal vorstellen kann, wie viele ihr eigentlich seid?
00:11:01: Also Tutti da More ist natürlich eine ganz große Familie.
00:11:05: Jeder, der mit uns sozusagen performt hat, gehört zu Tutti da More, der das möchte.
00:11:11: Die vier Personen, die sozusagen die Orga und das weiterkommen und Brainstorm und Projekte initiieren machen, sind Anna Weber.
00:11:23: Regie, Ludwig Obst, Tenor, Ferdinand Keller, Tenor und meine Wenigkeit.
00:11:29: Und du singst nicht nur und performst, sondern du bist auch künstlerische.
00:11:34: Konzept zu Niererin und Dramaturgen.
00:11:38: Genau, also wir arbeiten... Wahrscheinlich
00:11:40: alle mehrere Aufgaben.
00:11:41: Genau, also wir haben uns von Anfang an eben dafür entschieden, non-hierarchisch kollektiv zu arbeiten.
00:11:48: Das ist schon so, dass weiterhin... Bisher zumindest klassische Funktionen sozusagen bei den Leuten bleiben.
00:11:55: Also ich habe jetzt zum Beispiel bei den Tutti-Stücken bisher nicht explizit Regie gemacht, sondern das ist schon anders steckend fährt.
00:12:03: Aber für den Entwicklungsprozess und die Gesamtorger, wir haben schon fix, bei dem wir Punkte besprechen, teilen uns dann teilweise auf, wer macht was.
00:12:15: Und genau, das ist immer so ein bisschen anteilig auch davon abhängig, wer ist gerade wie eingespannt und hat welche Kappa oder auch Interessen tatsächlich auch.
00:12:26: Und Kompetenzen und Fähigkeiten.
00:12:28: oder Lernfelder,
00:12:31: die man
00:12:31: vielleicht selber noch entwickeln möchte.
00:12:34: Und wie kommt ihr denn so auf neue Ideen?
00:12:36: Das schon sagt Joe Fix?
00:12:39: Es ist auch wirklich sehr unterschiedlich.
00:12:41: Also wir haben dann irgendwann für uns herausgefunden, dass auf jeden Fall die Operette was ist, was wir weiterverfolgen wollen, was uns interessiert, weil auch die irgendwie so ein bisschen diesen Ruf des Unzeitgemäßen hat und ja auch eine Zeit eigentlich, was sehr politisches Gesellschaft relevantes war und dann auch ein bisschen im Zuge des Nationalsozialismus zu sowas flauschigen, netten Volkstümlichen wurde.
00:13:08: und wir finden, da kann man einfach immer noch sehr viel drin finden und auch ummodeln und irgendwie auf die jetzige Zeit, in der es unserer Meinung... nach sehr offensichtlich wieder relevantes Musiktheater auch brauchen kann.
00:13:28: Und wir sind tatsächlich ja auch angewiesen auf Förderung.
00:13:34: Also wir haben uns, wir haben keine Finanzierung, die uns irgendwie durchgehend unserer Arbeit ermöglicht.
00:13:43: Und daher ist das so eine Mischung aus, was interessiert uns, was gibt es?
00:13:51: Was sind aber auch zum Beispiel Förderrahmen und Förderungen, die es aktuell einfach auch gibt und wo wir irgendwie ein bisschen gucken, was passt da vielleicht rein oder was passt da nicht rein oder was können wir auch leisten sozusagen.
00:14:07: Und ja.
00:14:09: Und dann, ich weiß gar nicht, ob ihr das von Anfang an so gemacht habt, aber ihr habt dann ja ein Tourbus bekommen und habt euch auch den Weg gemacht und jetzt kommen wir zu dem Deutsche Wied.
00:14:21: und tourt durch Brandenburg und Sachsen-Anhalt.
00:14:25: Wie kann man sich denn dann so eine Tutida-More-Truppe unterwegs vorstellen?
00:14:30: Und würdest du sagen, sind diese beiden Bundesländer ein gutes Pflaster für euch Künstlerinnen, ne?
00:14:36: Also man sagt ja immer ein bisschen Brandenburg.
00:14:39: Oh, du mein Brandenburg.
00:14:42: Das ist eine Kulturwüste.
00:14:44: Ja, wie empfindet ihr das da?
00:14:45: Oder was habt ihr so erlebt?
00:14:48: On the road.
00:14:49: Also... Ich würde sagen, wir haben einiges erlebt on the road und hat aber gerade auch, also zum Beispiel dieses Projekt ist entstanden im Rahmen eines Recherche-Stipendiums, wo wir quasi auch explizit gesagt haben, wir hätten Lust, ein Stück für Brandenburg zu schreiben.
00:15:10: Wie sähe das aus und was würden wir da drin sozusagen erzählen wollen?
00:15:16: und so haben wir uns da langsam quasi ran getastet.
00:15:20: Und auch da gings uns darum, eben Orte aufzusuchen, die vielleicht vermeintliche Kulturwüsten sind, aber ja quasi trotzdem wahrscheinlich sehr wissbegieriges Kultur leidenschaftliches Publikum haben, wo es aber vielleicht diese Orte, wo früher mal Kultur und Kunst genauso reich da waren, einfach nicht mehr gibt.
00:15:48: Und für uns war das so eine Mischung.
00:15:51: Wir hatten Lust, uns eben irgendwie Brandenburg ein bisschen anzugucken.
00:15:54: Wir wollten auf der anderen Seite irgendwie auch nicht wieder die Kiste aufmachen.
00:15:58: Die Städter gehen jetzt aufs Land und haben dann eben Stück für Stück überlegt, wie könnte das aussehen?
00:16:05: Anna hat eine Fassung geschrieben.
00:16:07: Also es ist tatsächlich zum Beispiel auch eine Stückentwicklung.
00:16:09: Da gibt es jetzt kein festes Operettenstück, das die Grundlage ist, sondern... Ja, einfach an uns orientiert und auch an diesen drei Städter fahren aufs Land und sind ja eigentlich auf dem Weg nach Italien und landen dann in der vermeintlichen Pampa.
00:16:28: Und es war total spannend, weil wir auch ganz unterschiedliche Orte uns rausgesucht haben.
00:16:33: Wir haben eine Probenphase gehabt auf einem ehemaligen Campingplatz in Brandenburg, das eher von... Künstler in den sozusagen geführt wird, also was vielleicht noch sehr Berlin-Bubble ähnlich irgendwo auch war und sind von dort dann weitergezogen, von Marktplatz bis Kirchvorplatz, der sozusagen an eine kleine Kulturscheune angebunden war, bis hin zur Autowerkstadt dann in Biesenthal.
00:17:06: sind überall auf natürlich sehr offene Menschen getroffen, die irgendwie, glaube ich, auch gut unterhalten wurden und vor allem sich sehr gefreut hat, dass mal wieder was passiert.
00:17:18: Wie viele Leute
00:17:19: kamen denn da?
00:17:19: so, wenn man jetzt in Biesenthal ist oder in irgendeinem anderen kleinen Ort?
00:17:23: Unterschiedlich immer natürlich auch, wie ist man dann daut auch wieder vernetzt.
00:17:27: In Biesenthal kannte man dann auch wieder schon ein paar Leute, aber ich würde sagen, es waren so zwischen dreißig und fünfzig Personen.
00:17:35: Und was natürlich schön zu erleben war, dass, wenn man auf so einem Marktplatz spielt, man ist ja in keinem verschlossenen Raum.
00:17:44: Und wir hatten aufgrund der Förderung natürlich auch die Möglichkeit, unsere Motto-Operette für alle wirklich so zu geschalten, weil wir keinen Eintritt sozusagen verlangen mussten und dadurch war wirklich auch, wer kommt, kommt.
00:17:59: Ich muss sagen, für mich eine der schönsten Szenen war dann wirklich irgendwie, ich meine, es war ein Seelo auf dem Marktplatz, wie dann eben so vorsichtig die Roller-Kids irgendwie in der Ecke hängen und irgendwie so zunächst irgendwie auch ein bisschen irritiert sind und auf der anderen Seite dann aber da auch bleiben und irgendwie spickeln und irgendwie halt was mitkriegen.
00:18:22: Und darum geht es herviel, irgendwo dieses ... raus damit gehen und es Leuten zugänglich machen.
00:18:31: Ja, und Erlebnisse, die sie vielleicht auch mal dazu inspirieren, sich vielleicht mal was anderes anzuhören, ne?
00:18:36: Ja.
00:18:37: Auch selbst wenn es dann noch dauert ein paar Jahre möglicherweise.
00:18:40: Genau, genau.
00:18:42: Ja,
00:18:42: es ist toll.
00:18:44: Ich zucke gerade.
00:18:45: Ich überlege, wir machen mal den kleinen Exkurs an dieser Stelle, ne?
00:18:51: Also du hast ja ... Bist ja Sängerin und da kann man so eine Facette von dir ergeben.
00:18:58: Ich will sie nur mal gerade kurz erwähnen, dass du ja auch passionierte Musikvermittlerin bist und auch Musikpädagogin.
00:19:06: Und wann hast du eigentlich gemerkt, dass so gesellschaftliches Engagement wesentlich ist als Künstlerin?
00:19:15: Das ist eine gute Frage.
00:19:16: Das kann ich natürlich jetzt so auf den Tag nicht sagen.
00:19:21: Ich habe aber für mich selber in meinem ganz persönlichen Konzert schaffen das ein bisschen gemerkt.
00:19:29: Also ich habe tatsächlich gemerkt, dass ich irgendwie natürlich zum Beispiel mich total freue, wenn ich einen Engagement habe und in der Berliner Philharmonie singen kann und darf mit tollen Kolleginnen und renommierter Saal und so.
00:19:47: Und gleichzeitig habe ich gemerkt, dass mir dieses ja dann eher im Weddinger Hinterhof ganz nah an den Leuten dran einfach für mein ja persönliches Seelen da sein oder Herz irgendwie so viel mehr gibt und dass ich irgendwie auch während dieser Konzerte auch gemerkt habe okay wir machen hier diese Musik für jetzt sage ich mal schon einen Gesellschaftsdurchschnitt der eher sehr akademisch geprägt ist und der gut bürgerlich in der Gesellschaft lebt, aber das ist nun mal nicht unsere Gesellschaft, sondern ein ganz großer Teil unserer Gesellschaft hat nicht unbedingt diese Vorbildung, um in einem Konzertzei wie der Philharmonie zu landen.
00:20:44: Auch im Rahmen von Mitutti wurde uns das viel bewusst, dass wir viele Leute getroffen haben, die mit einer derartigen Faszination auf uns zukam und so berührt waren und gleichzeitig dann aber meinten sie werden noch nie in der Oper gewesen und dann auch viele der Klischees aufgezählt haben was Oper für sie ist irgendwie langwierig und unverständlich und irgendwie nur Drama.
00:21:08: und ja wo ich irgendwie einfach gemerkt habe das ist einfach schade weil für mich als Performerin ist es total schön Leute zu haben, die irgendwie so unvoreingenommen daran gehen und die man damit irgendwie einfach, finde ich, manchmal auf einer ganz anderen Ebene erreicht.
00:21:30: Ich möchte nichts pauschalisieren.
00:21:31: Es gibt auch sehr viele Menschen, die sehen die zwölfte Tosca und kriegen vielleicht immer noch den gleichen Flair dann mit.
00:21:41: Aber... Ja, vielleicht ist das irgendwie einfach, ich merke das jetzt auch, wenn ich mir mein Werdegang so angucke, irgendwie scheint mich das einfach zu ziehen.
00:21:53: Scheint für mich das wichtig zu sein, irgendwie eine Gesamtgesellschaftliche Relevanz und Zugänglichkeit zu schaffen, wenn das möglich ist.
00:22:02: Ja.
00:22:04: Wie geht's denn Veronica?
00:22:07: Jetzt musst du mal kurz sagen, wer ist denn Veronica?
00:22:10: Ja, Veronica Ferrari, die gibt's ja auch.
00:22:13: Die ist tatsächlich im Rahmen von Tutti in Campania, unserem Brandenburg-Stück entstanden.
00:22:21: Dort eine eher lebensmüde Künstlerin am Ende ihrer Karriere.
00:22:28: Und mit Veronica ging's dann aber irgendwie noch weiter.
00:22:32: Wir wurden nach Weimar eingeladen im Rahmen eines Festivals an Nationaltheater und ... hatten da aber tatsächlich so ein terminliches Ding.
00:22:43: und gleichzeitig hatten Anna und ich auch schon sehr lang Lust, ein neues Stück mal, aber ein sehr kleines Stück irgendwie miteinander zu schreiben.
00:22:51: Und so entstand Veronica und die Essenz der Menschheit, wo sozusagen Veronica Ferrari geboren wurde, als eigentlich KI.
00:23:04: Wir machen da so ein bisschen die Story auf, dass eine KI in einen menschlichen Körper gepflanzt wird und sich dann vor selbstständig.
00:23:14: Und tatsächlich ging es dann noch weiter, dass wir eine Anfrage hatten für einen Weingarten hier in Berlin an einem Sonntagnachmittag zu spielen.
00:23:26: Und auch dort war dann so die Frage, okay, was macht man da?
00:23:32: Und ich hatte Lust, das zu machen mit einem Freund und war auf der anderen Seite aber so Ich könnte mir gut vorstellen, dass vielleicht nicht als Caroline Schnitzer zu machen, sondern im Rahmen einer Künstlerpersönlichkeit.
00:23:46: Und nachdem, sozusagen, Veronica Ferrari schon zum Leben erweckt war und wir irgendwie den Beginn hatten und ich sage mal, das Ende der Karriere war quasi vorprognostiziert, dass sie eigentlich mal noch ihre Karriere machen könnte.
00:24:01: Und was wollte da besser passen, als irgendwie... Schlager, alte deutsche Chansons, Kunstlieder.
00:24:08: Und so wurde Veronica Ferrari geboren, die eben genau das jetzt performt mit ihren drei Flammen.
00:24:18: Jury an der Clarinette, Janik an der Trompete, Josef an Kies und Elektronik.
00:24:24: und wo wir auch ja versuchen, eine Fusion aus alter deutscher Musiktradition aus mehreren Jahrzehnten, Jahrhunderten verbunden mit Zeitgeist, zeitgenössischer Musik, die sich, finde ich, schon auch in der Elektronik auf jeden Fall wiederfindet.
00:24:47: Ja, wo einfach auch wieder total spannend ist, was passiert damit und welche Zielgruppe erreicht man, wenn man irgendwo diese Form der Kunst öffnet.
00:24:59: Ja, ich hab mal reingehört, das ist schon cool immer, wenn sozusagen sehr klassische Gesangsklangen einer Stimme dann auf diese, mitunter auch so ein bisschen trashig, kann man das sagen, Elektro, Sounds.
00:25:15: Stößt das, ich find das sehr faszinierend, das ist sehr schön.
00:25:18: Danke.
00:25:19: Ja, weil ja auch vielen dieser Kunstgesang so fremd ist und auch unheimlich und laut und wie du schon sagst, so unverständlich.
00:25:28: Das kann so eine Brücke sein, stelle ich mir vor, für viele.
00:25:33: Denkst du, KI ist nochmal kurz zurück zum Thema KI, ist spannend für Künstler oder eher bedrohlich oder beides?
00:25:46: Also ich persönlich muss sagen, ich setze mich in meinem jetzigen Dasein und schaffen recht wenig mit KI auseinander.
00:25:57: Ich beobachte das bei vielen Menschen und ich kann mir beides vorstellen.
00:26:01: Also ich glaube, es wird wesentlich attraktiver wirklich live zu spielen, weil das ist einfach was, was KI nicht kann.
00:26:10: Ich find's spannend, was jetzt irgendwie auch für rechtliche Sachen irgendwie im Nachhinein irgendwie passieren mit, dass bestimmte Dinge eben irgendwie nicht mehr erlaubt sind mit KI.
00:26:22: Ich finde ... Man merkt schon deutlichen Unterschied zwischen was irgendwie komponierend oder produziert KI sowohl an Text als auch an Musik zu Menschen gemachter Musik.
00:26:39: Ich kann mir aber vorstellen, dass manchmal so ein Zwiegespräch auch zu geben über bestimmte Fragen KI auch helfen kann.
00:26:51: Mein Tool ist es bisher noch nicht.
00:26:54: muss ich wirklich sagen, kann vielleicht noch kommen, aber ich erlebe in meinem Bekannten- und Freundeskreis auf jeden Fall, dass es auch Musikerinnen gibt, die sich daran bedienen, aber schon mehr, um wirklich in den Austausch irgendwo zu gehen, als jetzt wirklich zu sagen, ich gebe da irgendwie Anteile meines Kompositionsdaseins ab und guck mal, was die KI macht.
00:27:18: Wir haben uns damals im Rahmen dieser Stückentwicklung wirklich damit beschäftigt, Weil die Überlegung war, stellt man das wirklich irgendwie ganz konkret gegenüber.
00:27:27: Was ist KI-Komposition und was ist Menschenkomposition?
00:27:31: Haben uns dann sehr schnell dagegen entschieden, weil es uns wirklich zu platt war.
00:27:36: Aber tatsächlich, Anna hat die Fassung des Stücks schon auch in einer Konversation mit KI, wo es eben auch darum geht, wie antwortet die KI auf die Frage, was bedeutet denn Menschsein?
00:27:49: Und in welchen Fragen würde sie sich da auch widmen?
00:27:51: Und das war schon auf jeden Fall auch sehr, sehr spannend und will ich nicht missen.
00:27:57: Und haben die auch Songtexte schreiben lassen, wo man dann aber schon auch teilweise auch noch nachkorrigiert hat.
00:28:06: Ja, klar.
00:28:09: Wenn man sich jetzt anhört, was du hier schon alles erzählt hast, kann man sich gleich ein Bild machen davon, wie vielfältig dein Leben ist.
00:28:17: Du hast ja mehrere Standbeine, haben wir schon gehört.
00:28:19: Einige Ensemble, das Produktion, auch zum Beispiel bist du in den Ring gestiegen.
00:28:24: Da bist du mit uns als Boxerin, muss ich mich da mit dir nochmal drüber unterhalten.
00:28:30: Das lassen wir jetzt mal weg.
00:28:31: Das kann man nachlesen bei dir auf der Website.
00:28:34: Wie kriegst du denn das alles unter Einhut?
00:28:37: Normalen Konzertbetrieb, ich habe gesehen, jetzt singst du auch ein Weihnachtsoratorium.
00:28:41: Du bist wahrscheinlich auch als Pädagogin unterwegs, etwa mittlerin, so wie schaffst du das?
00:28:47: Unterschiedlich würde ich jetzt mal ganz transparent antworten.
00:28:51: Also ich komme immer mehr in die Akzeptanz, dass das glaube ich einfach mein Weg ist, diese Vielfältigkeit und kann sehr oft auch sehr dankbar dafür sein.
00:29:01: Manchmal ist es einfach auch schwierig, weil man irgendwie auch nach Rollmodels sucht oder natürlich sich auch irgendwie hinterfragt.
00:29:09: waren es jetzt die richtigen Entscheidungen, die man getroffen hat oder ich arbeite ja freischaffend.
00:29:16: Bin jetzt zum Beispiel aktuell nicht nebenher noch an der Schule oder so, sondern hangel mich sozusagen von Projekt zu Projekt und da gibt es ganz offen gesagt ganz unterschiedliche Phasen.
00:29:29: Es gibt Phasen, in denen hat man so das Gefühl, plötzlich kommen die Sachen irgendwie rein und man ist ausgelastet.
00:29:36: Manchmal hat man Phasen, wo man so denkt, okay, das weiß eigentlich noch überhaupt nicht, was im nächsten Jahr passiert.
00:29:43: Kann ich das eigentlich aushalten?
00:29:46: Gerade in solchen Phasen bin ich schon sehr dankbar, dass ich nochmal diesen während Corona diesen Quereinstiegsmaster für Großfachmusikmitteloberstufe studiert habe, weil ich so ein bisschen mehr das Gefühl habe, die Entscheidung liegt bei mir und nicht Die Entscheidung kommt von außen, habe ich Arbeit oder nicht.
00:30:08: Also das heißt der Plan B wäre, kann auch sein, in die Schule zu gehen.
00:30:11: Genau und ich weiß einfach, es gibt die Option, wenn ich jetzt mal irgendwie drei Monate Durststrecke habe und es sollte wirklich künstlerisch überhaupt nichts reinkommen, dann habe ich sehr wahrscheinlich die Möglichkeit im pädagogischen Bereich, auf welche Art und Weise auch immer, unterzukommen und in der Zeit einfach meinen Grundeinkommen zu sichern, weil Ich sage mal so, ich lebe auf auf jeden Fall relativ kleinem Fuß, aber auch was Gagen betrifft, gibt es einfach sehr große Unterschiede.
00:30:43: Und ich denke, die Grundvoraussetzung ist schon, dass man sich einfach gut organisiert und auch ein bisschen so auf dem Schirm hat, was kann mit WAS zusammengehen.
00:30:58: Und es ist natürlich auch, wie so oft im Leben kommt eine Sache, kommen meistens noch drei andere.
00:31:04: Und dann ist danach irgendwie eine Pflaute, wo man so denkt, ah, wenn es jetzt alles etwas gestratcheder wäre, dann wäre es auch gesünder.
00:31:15: Auf der anderen Seite hat man ja dann doch immer noch die Entscheidung eben zu sagen, was mache ich und was mache ich nicht.
00:31:21: Und... bin ich auch noch sehr unabhängig und kann mich dem sehr viel widmen.
00:31:28: Aber es ist schon so eine Orga-Geschichte und irgendwie sich immer wieder auch runterholen zu gucken, was tut mir eigentlich auch gut, was brauche ich irgendwie auch für meine mentalen und seelischen und aber auch körperliche Gesundheit, damit ich das auch irgendwie... Aushalte und auch gerade diese Phasenaushalte, in denen irgendwie nichts, vermeintlich nichts passiert.
00:31:55: Bist du da eher so reingerutscht in das Freischaffende.
00:31:57: oder hast du irgendwann so gemerkt, ich werde auf jeden Fall freischaffende Künstlerin?
00:32:03: Auch bei, das würde ich ein bisschen sagen, also ich habe schon während meines Studiums feststellen müssen, dass wir eben jetzt irgendwie diese große Vision des großen Opernhaus und der großen Partie irgendwie nicht so den Zug gegeben hat.
00:32:21: Also ich finde das immer noch sehr faszinierend.
00:32:25: Ich finde es immer noch sehr toll, wenn Menschen diesen Weg gehen.
00:32:28: Aber ich habe für mich persönlich festgestellt, dass ich glaube, es sehr wertschätze auch.
00:32:33: gerade in einem anderen Rahmen auch einfach zu arbeiten, wo auch nicht unbedingt jetzt diese klassisch hierarchischen Strukturen herrschen, dass ich sehr dankbar bin für meine klassische Ausbildung, aber dass mich gerade auch die Bandbreite von Musik und die Vernetzung von Musik und das erreichen unterschiedlicher Publika sozusagen einfach wahnsinnig fasziniert.
00:33:01: Dann sind es aber manchmal auch zeitliche Umstände.
00:33:03: Ich habe mein Master abgeschlossen und da begann Corona.
00:33:07: Also war jetzt auch gerade nicht unbedingt die Phase, wo überall ein Vorsingen zu machen war und alle Opernhäuser irgendwie händeringt gesucht hätten ist, das sowieso nicht unbedingt der Fall.
00:33:19: Aber und auch selber gemerkt habe, während mein Master, ich wertschätze das hier sehr, aber ich fühle mich nicht ganz zu Hause.
00:33:29: Und ich glaube, für mich geht die Reise noch ein bisschen weiter.
00:33:33: Und hatte da schon auch eine kleine, ja, zwischenzeitliche Sinnkrise irgendwo, so die Frage, was macht man jetzt mit diesem Instrument und wo geht's hin, wenn man nicht jetzt den klassischen Weg so weitergeht?
00:33:49: Und da hat mir auch dieses, dieses Pädagogikstudium und an der UDK und sich einfach nochmal auf eine ganz andere Art und Weise mit Musik zu befassen.
00:34:00: wieder sehr viel Lust, Laune und Mut gemacht.
00:34:03: Und dann hat es sich auch so ein bisschen so ergeben.
00:34:08: Dann macht man Produktionen, merkt da so ein bisschen, wie geht's mir, wie erfüllt bin ich von der Arbeit?
00:34:16: oder eben vielleicht auch nicht.
00:34:20: Was ergeben sich für Möglichkeiten?
00:34:22: Welche Menschen trifft man?
00:34:23: Welche Menschen trifft man?
00:34:25: Welche Abzweigungen geht man, ohne groß vorher abzuwägen?
00:34:29: Und wie sortiert es sich dann auch ein bisschen hin?
00:34:32: Und es gibt auch jetzt noch Tage, wo ich das mal hinter frage.
00:34:36: Es gibt auch jetzt Tage, wo ich manchmal denke, es wäre schon irgendwie ... auch toll an einem Haus zu sein, diese Infrastruktur nutzen zu können, klare Partien vorzubereiten und mal ein bisschen mehr Gerüst einfach zu haben und nur im künstlerischen Schaffen drin zu sein, weil man eben zum Beispiel nicht so viel mit der Orga und Produktionstätigkeit auch zu tun hat.
00:34:58: Das ist auf jeden Fall auch eine Tatsache, wo man immer wieder einfach oder ich glaube ich einfach so ein Mensch bin, der immer wieder auch ja hinterfragt, aber An sich möchte ich das wirklich nicht missen.
00:35:13: Ich habe gerade gedacht, fühlt sich das nach Aufgeben an, ne?
00:35:17: Weil ich meine, letztlich, oder hättest du so das Gefühl, du hättest was aufgegeben?
00:35:23: Es gab schon diese Zeiten, wo man sich auch gefragt hat so, okay, ist man jetzt irgendwie auch als Künstlerin gescheitert oder so?
00:35:33: Weil man ja schon, ich will jetzt mal sagen, auf meinem Hochschulausbildungsweg wird man jetzt schon eher stark darauf getrimmt, dass die klassische Karriere ist gleich Erfolg.
00:35:46: Und da verbringt man ja ein paar Jahre und da verbringt man ja auch ein paar Jahre mit auch Menschen, die genau diesen Weg verfolgt haben und für sich auch als total erfüllend definieren.
00:35:57: Und ich glaube, das ist die große Herausforderung im Allgemeinen, im Selbstständigsein, dass man was ist Erfolg.
00:36:06: oder was ist und im gleichen Schritt, was bedeutet dann eben aber auch aufgeben oder was gibt man vielleicht auch auf bei der eigenen Definition von Erfolg, dass man das immer wieder damit auch konfrontiert wird und man Phasen hat, in denen man ja schon auch irgendwie das ja negativer interpretieren kann, wo man dann aber irgendwie auch wieder merkt, okay, wie viel kommt da jetzt wirklich von mir?
00:36:34: oder was ist jetzt irgendwie auch gesellschaftliche Konvention oder hat mich jahrelang geprägt in der Branche, in der ich sozusagen ausgebildet wurde.
00:36:45: Und sind das für mich wirklich Erfolgsziele?
00:36:51: Oder muss ich halt merken, ja, mein Weg geht anders, weil ich sich eben dieses Erfolgsgefühl nicht einstellt in diesem klassischen Sinn.
00:37:01: Aber die Frage... Wer
00:37:02: uns Ziele aufgeben?
00:37:05: kann man ja dann.
00:37:05: oder Ziele verändern, tut man ja auch dann, wenn man merkt, sie passen nicht mehr oder sie sind auch nicht, wie du sagst, schon bei Corona.
00:37:13: Wenn man fertig ist, ist es ein Moment, wo dann eigentlich auch nichts passiert und zwar zwei Jahre lang nicht, dann fährt natürlich auch ein Zug ab, auch wenn man ihn nicht sieht.
00:37:22: Er fährt trotzdem weiter.
00:37:24: Ja, da hast du keinen Einfluss drauf.
00:37:27: Richtig.
00:37:27: Und wenn man sich Ziele sucht, dann ... müssen die ja auch quasi durch eigene Kraft erreichbar sein.
00:37:35: Und manchmal steckt man eben auch gar nicht selber drin.
00:37:38: Richtig.
00:37:40: Dann ändert sich die Perspektive.
00:37:43: Total.
00:37:43: Und ich meine, jetzt gerade haben wir wie eine Zeit, wo es sehr stark Fragezeichen gibt in der Kunst- und Kulturbranche und wo man einfach immer wieder auch für sich justieren muss.
00:37:57: Okay, jetzt sind die Zeiten so, wie sie sind.
00:38:00: gibt bestimmte Momente, in denen man sie sich anders wünscht, aber wo man dann schon auch in Realität check machen muss mit seiner Arbeitslage und eben, was sind irgendwie einfach die Bedingungen, die mich gerade umgeben?
00:38:13: Was ist das Zeitalter, in dem ich lebe und wie finde ich mich darin?
00:38:19: Und ich meine, wir Menschen entwickeln uns auch hoffentlich ein Leben lang und uns begegnen viele Einflüsse, die uns wieder auf ganz neue Tracks bringen und wo man auch manchmal erst im Machen erlebt, eben, was macht es mit mir?
00:38:33: Also, man fängt dann mit neunzehn irgendwie auch auch ein bisschen random so ein Studium an und dann ist man da halt drin in dieser Kiste.
00:38:41: Und was super schön ist, weil sonst hätte man es ja auch irgendwie vielleicht abgebrochen, also, ne?
00:38:46: Oder dieses Gefühl, ah, ich hab's ja nie probiert, ich wollte immer schon singen, ne?
00:38:51: Und ich hab mich nicht getraut, diesen unsicheren Weg zu gehen.
00:38:54: Genau.
00:38:55: Und ich muss sagen, also die Spannung, was alles irgendwie möglich ist und auch irgendwie dieses Flexibel bleiben, finde ich schon auch einfach richtig toll.
00:39:06: Und will ich also merke, ich macht mir persönlich einfach mehr, wie soll ich sagen, treibt mich mehr an.
00:39:18: Auf welches nächste Projekt freust du dich gerade ganz besonders?
00:39:29: Tatsächlich hätte ich mich jetzt sehr auf ein neues Tutti-Projekt gefreut, aber das sind dann zum Beispiel auch so Sachen.
00:39:36: Wir waren jetzt kurz davor, eine sehr tolle Förderung zu bekommen und ja, wie es dann aber manchmal auch so ist.
00:39:43: dann kriegt man sie halt doch nicht.
00:39:45: Kurz vor Ende des Ziels, deswegen war ich jetzt gerade so kurz so.
00:39:48: Ich hab das noch sehr präsent.
00:39:49: Das war gerade erst Anfang der Woche der Pitch und man fiebert dann ja auch auf so was hin und malt sich schon so ein bisschen aus, was dann passieren wird.
00:39:59: Aber ich freu mich tatsächlich auch sehr.
00:40:00: Ich mach in zwei Wochen mit eben einem sehr guten Freund von mir, Josef Maria Leubner, mit dem ich auch Veronica Ferrari macht, begnadeter Organispiernist und Produzent.
00:40:12: ein Konzert in einer Friedrichsheiner Kirche und wir probieren mal wieder was ganz Neues aus mit Orgel, Klavier, Elektronik und Gesang.
00:40:23: Kirche hat eine ganz tolle, sehr individuelle Akustik und es wird eine sehr individuelle Konzeption und darauf freue ich mich sehr einfach auch wieder mal was zu machen, was es vorher noch nicht gab, an einem Ort.
00:40:42: mitten im Kiez.
00:40:44: auch da, so dieses Treffen von geistlicher Ort trifft auf irgendwie sicherlich nicht unbedingt gläubige Gesellschaft und verbindet so Welten und auch Orgel und Subwoofer stehen irgendwie im gleichen Raum und man kommt da zusammen auch barrierearm, weil der eintrittfrei ist.
00:41:05: Herzliche Einladung.
00:41:06: Drei, zwanzigster, elf, aber wahrscheinlich weiß gar nicht, ob der Podcast bis dahin ausgestreitet.
00:41:11: Wahrscheinlich
00:41:11: leider, leider nicht, aber vielleicht kann man ja so.
00:41:14: was kann man ja manchmal auch auf YouTube sehen.
00:41:16: Das stimmt wohl.
00:41:18: Und da ja auch alle wesentlichen Links und Infos in den Shownotes natürlich erwähnt werden und gefeaturet.
00:41:27: Kann man es hoffentlich vielleicht auch dann nochmal im anderen Ort sehen.
00:41:31: Ja.
00:41:32: Ein schöner Abschluss, etwas, worauf wird's alle freuen, weil ich kann nämlich dahin gehen.
00:41:36: Wunderbar!
00:41:38: Ja, dann, liebe Karolina, ich danke dir ganz herzlich für dieses schöne Gespräch.
00:41:44: Danke, Kirsten hat mich sehr gefreut.
00:41:49: Die Infos zu dem Konzert, von dem wir gerade sprachen und auch alle anderen zu Caro, findest du in den Show-Notes.
00:41:57: Ja, wenn dir dieses Gespräch gefallen hat, dann abonniere diesen Podcast doch und höre auch die nächsten oder die vergangenen Folgen.
00:42:04: Ich freue mich sehr, wenn du das Studio intakt deinen Freundinnen und Freunden, Kolleginnen und Kollegen weiter empfehlst.
00:42:09: Schreib mir gern, wenn du Themenwünsche hast oder wenn du jemanden kennst, den oder die ich unbedingt einladen soll.
00:42:15: Meine Mailadresse ist info at intakt-coaching.de.
00:42:20: Auf meiner Website www.intakt-coaching.de findest du neben meinem Blog auch alle anderen Infos zu meinen Coaching-Angeboten.
00:42:32: Ich hoffe, diese Folge hat dir gefallen.
00:42:34: Schöpfe aus
00:42:35: dem Vollen
00:42:35: und bleib dran!
00:42:38: Bis zum nächsten Mal!
Neuer Kommentar